Die Jagd nach Zusatzpunkten – Check der Möglichkeiten bei drei Reisegedichten der Romantik (Mat8749)

Worum es hier geht:

Wir wollen am Beispiel von drei Reise-Gedichten der Romantik checken, wie es da mit Zusatzpunkten aussieht.

Fall 1: Eichendorff, „Die zwei Gesellen“

Das Gedicht haben wir hier schon mal behandelt – und zwar im Vergleich mit Benn, „Reisen“.
https://schnell-durchblicken.de/vergleich-der-gedichte-die-zwei-gesellen-von-eichendorff-und-reisen-von-benn

Nun schauen wir mal, was da an Zusatzpunkten möglich ist.

  • Zum einen kann man seine Verwunderung darüber ausdrücken, dass Eichendorff in diesem Gedicht anscheinend für ein Leben plädiert, das einer Philister-Existenz ziemlich nahekommt.
    Hier wäre es gut, wenn man darüber etwas genauer Bescheid wüsste, zum Beispiel ein anderes Gedicht kennen würde – oder man verweist auf die Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“.
    Infos zum „Philisterbegriff“ gibt es zum Beispiel hier.
  • Verweisen kann man auch auf das bekannte Gedicht, wo die Welt der Stadt und damit der bürgerlichen Betriebsamkeit der Natur und ihren heiligen Gesetzen entgegensteht.
    https://textaussage.de/eichendorff-abschied-o-taeler-weit-o-hoehen
  • Zum anderen kann man auf die Bedeutung der Religion für Eichendorff hinweisen, was für ihn Hoffnung bedeutete, aber auch eine entsprechende Orientierung.
    Hier kann man zufällig das folgende Gedicht kennen, das auch eine ähnliche Sorge deutlich werden lässt:
    https://www.gedichte7.de/in-danzig.html
Fall 2: Eichendorff, „Der verspätete Wanderer“
Fall 3: Uhland, Reisen

Auf dieses Gedicht sind wir hier schon eingegangen:
https://schnell-durchblicken.de/uhland-reisen

Wenn man sich das Gedicht genau durchliest, stellt man fest, dass es einen Wechsel der Stimmung und der Ausrichtung präsentiert, der nicht genügend motiviert ist.

Zuerst das Schöne an der Heimat, dann plötzlich der Schwenk in die Ferne und die Bereitschaft, doch mit den Freunden aufzubrechen.

Hier könnte man Vorschläge machen, wie man diesen Bruch gewissermaßen „klebt“ – indem man zum Beispiel beim Check der Heimat auf etwas stößt, das auch Kummer macht – z.B. der Grabstein eines geliebten Menschen – oder den Ort einer unglücklich verlaufenen Liebe. Es steht dann gewissermaßen 8 schöne Orte gegen einen, der Kummer macht, der kann aber gerade in diesem Moment besonderen Kummer machen – z.B. ein Jahrestag.

Reisen
  1. Reisen soll ich, Freunde! reisen,
  2. Lüften soll ich mir die Brust?
  3. Aus des Tagwerks engen Gleisen
  4. Lockt ihr mich zu Wanderlust?
  5. Und doch hab ich tiefer eben
  6. In die Heimat mich versenkt,
  7. Fühle mich, ihr hingegeben,
  8. Freier, reicher, als ihr denkt.
    • Hier die für die Romantik typische Aufforderung, aufzubrechen.
    • Dem steht aber die Heimat als ein noch größerer Wert gegenüber.
  9. Nie erschöpf ich diese Wege,
  10. Nie ergründ ich dieses Tal,
  11. Und die altbetretnen Stege
  12. Rühren neu mich jedesmal;
  13. Öfters, wenn ich selbst mir sage,
  14. Wie der Pfad doch einsam sei,
  15. Streifen hier am lichten Tage
  16. Teure Schatten mir vorbei.
    • Hier wird beschrieben, welchen Wert die Heimat darstellt.
  17. Wann die Sonne fährt von hinnen,
  18. Kennt mein Herz noch keine Ruh,
  19. Eilt mit ihr von Bergeszinnen
  20. Fabelhaften Inseln zu;
  21. Tauchen dann hervor die Sterne,
  22. Drängt es mächtig mich hinan,
  23. Und in immer tiefre Ferne
  24. Zieh ich helle Götterbahn.
    • Dann eine seltsame Wendung von der Heimat in die Ferne.
  25. Alt‘ und neue Jugendträume,
  26. Zukunft und Vergangenheit,
  27. Uferlose Himmelsräume
  28. Sind mir stündlich hier bereit.
  29. Darum, Freunde! will ich reisen;
  30. Weiset Straße mir und Ziel!
  31. In der Heimat stillen Kreisen
  32. Schwärmt das Herz doch allzuviel.
    • Und dann der plötzliche Aufbruch.
Quelle: Ludwig Uhland: Werke. Band 1, München 1980, S. 45-46.

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