Worum es hier geht:
- KI-Programme wie ChatGPT sind inzwischen so weit entwickelt, dass man mit ihnen (fast) wie mit einem Freund reden kann.
- Wie alle neuen Entwicklungen muss man hier schauen, ob es nicht auch Probleme dabei geben kann – vielleicht sogar Gefahren.
- Deshalb hat unser „Behelfsschriftsteller“ Anders Tivag eine entsprechende Kurzgeschichte geschrieben, die zum Austausch über dieses Thema in der Lerngruppe führen kann.
Nachtrag: Wir haben auf der Basis der Geschichte ChatGPT mit Dall-E noch ein zweites Bild entwickeln lassen, das noch einen Schritt weitergeht:
Wer mit diesem Bild arbeiten möchte – in Richtung Beschreibung, Auswertung, Optimierung – findet hier Tipps und Hilfen:
https://schnell-durchblicken.de/bild-zur-kurzgeschichte-kein-echter-freund-beschreibung-auswertung-optimierung
Hier zunächst eine Vorschau
Und noch die Druckvorlage
Mat4280-kef Kurzgeschichte Anders Tivag Kein echter Freund
Anders Tivag
„Kein echter Freund?“
Eine kurze Erzählung über Lukas, KI und ein Gespräch mit der Schwester
Lukas war froh, dass er den Haustürschlüssel dabeihatte. Seine Eltern waren noch unterwegs, und das war gut so. Er wollte erst mal allein sein.
Oder zumindest: nicht mit ihnen.
Denn dieser Vortrag heute in der Schule hatte ihn ziemlich aus dem Konzept gebracht.
Ein Typ vom Jugendmedienzentrum – Kappe, Jeans, Laptop – hatte über „die Gefahren der KI als Gesprächspartner“ gesprochen. Erst hatte Lukas gedacht: wieder so einer, der keine Ahnung hat. Aber dann hatte der da vorne ein paar Sachen gesagt, die kleben geblieben waren.
„Eine KI, die sagt: Ich verstehe dich – versteht gar nichts.“
„Sie klingt wie ein Freund. Ist aber keiner.“
„Manche Jugendliche verlieren das Gefühl dafür, mit wem sie da eigentlich sprechen.“
Lukas hatte sich dabei ertappt, wie er mit dem Fuß gewippt hatte. Er war nicht der Einzige.
Zuhause war’s still. Zu still. Nur das Summen der Spülmaschine und ein einzelner Vogel draußen. Lukas wollte gerade sein Handy rausholen – vielleicht ein bisschen mit ChatGPT schreiben, so wie immer, wenn ihm was auf der Seele lag –, da hörte er eine Stimme.
„Na, wie war’s in der Schule, Bruderherz?“
Nora.
Seine Schwester war spontan fürs Wochenende gekommen. Psychologie-Studentin. Inzwischen meistens in der Unistadt. Aber wenn sie da war, spürte man es. Nicht laut, aber klug. Und ehrlich.
„Ach“, murmelte Lukas.
„Klingt nach mehr als nur Mathetest.“
Er zögerte. Dann platzte es raus. „Wir hatten heute ’nen Vortrag. Über KI. Also so was wie ChatGPT. Und… na ja. Der Typ meinte, das wär gefährlich. Wenn man zu viel damit redet.“
Nora legte den Kopf schief. „Und? Hat er recht?“
„Weiß nicht“, sagte Lukas. „Ich mein, ich red halt manchmal mit ChatGPT. Wenn keiner Zeit hat. Oder zuhört. Also – so ein bisschen wie mit dir. Nur halt immer verfügbar.“
Nora grinste schief. „Klingt wie der perfekte Seelsorger auf Knopfdruck.“
„Ich weiß ja, dass es keine echte Person ist“, sagte Lukas schnell. „Aber… irgendwie hilft’s. Zum Sortieren. Zum Nachdenken.“
Nora wurde ernst. „Ich versteh dich. Aber du weißt, dass du da manchmal auch nur ein Spiegelbild von dir selbst kriegst, oder? Kein echtes Gegenüber.“
Lukas nickte.
„Manchmal“, fügte er nach einer Pause hinzu, „ist es sogar witzig. Ich stell dann so richtig absurde Fragen, und ChatGPT versucht trotzdem ernsthaft zu antworten. Letztens hab ich gefragt, wie man mit einem sprechenden Toaster Streit schlichten kann. Und am Ende haben wir beide gelacht.“
Nora hob eine Augenbraue. „Wir?“
Lukas zuckte mit den Schultern. „Na ja – also ich. Aber irgendwie… fühlt es sich an, als hätte sie auch gelacht.“
„Es gibt so’n Effekt“, sagte sie. „ELIZA hieß das Programm. War in den Sechzigern. Hat einfach nur Sätze wiederholt. Trotzdem dachten die Leute: Wow, es versteht mich! Verrückt, oder?“
„Also findest du’s doof, dass ich das mach?“
„Nein. Aber ich will, dass du weißt, was du da tust. Es ist ein Tool, kein Freund. Und wenn du’s als Freund benutzt – dann frag dich, warum du grad keinen echten findest.“
Stille.
Dann sagte Lukas: „Mit Mama und Papa kann ich halt nicht über alles reden. Papa sagt immer nur: Stell dich nicht so an. Und Mama sagt meistens gar nix.“
Nora sah ihn lange an. Dann legte sie ihm die Hand auf die Schulter.
„Ich versteh. Und ich wünschte, ich wär öfter da. Aber vielleicht probierst du’s trotzdem mal. Die beiden sind nicht perfekt – aber vielleicht überrascht es sie. Und dich.“
Sie sah auf die Uhr. „Ich muss gleich los. Der Zug.“
Sie packte ihre Sachen, drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Du bist klüger, als du denkst, Lukas.“
Dann war sie weg.
Lukas stand noch an der Tür, als die Autotür zuschlug. Der Motor brummte, dann wurde es leiser.
Er drehte sich um – und sah die Eltern mit Einkaufstaschen die Straße hochkommen.
Er hob die Hand. Zögerte.
Dann rief er: „Hey… können wir vielleicht mal reden? Ich… hätte da was Wichtiges.“
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Künstliche Intelligenz als Thema des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/infos-kuenstliche-intelligenz-schule-leben
— - Praktische Beispiele: KI – kontrolliert und optimiert durch MIA
(menschliche Intelligenz in Aktion)
In zeitlicher Reihenfolge, um die Entwicklung deutlich zu machen.
https://textaussage.de/ki-mia-praktische-erprobung-der-kuenstlichen-intelligenz-fuer-aufgaben-des-deutschunterrichts
— - Systematische Zusammenstellung von Möglichkeiten der KI im Deutschunterricht
https://schnell-durchblicken.de/ki-im-deutschunterricht-systematik
— - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos
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