Gottfried Keller, Seemärchen (Mat7333)

Worum es hier geht:

Präsentiert wird eine Nixen-Ballade, in der es absolut einseitig, brutal zugeht und tödlich ausgeht – für den Menschen.

Man kann das gut vergleichen mit:
Goethe, „Der Fischer“ – dort aber mehr Verführung als Entführung.

Gottfried Keller

Seemärchen

  1. Und als die Nixe den Fischer gefasst,
  2. Da machte sie sich abseiten;
  3. Sie schwamm hinaus mit lüsterner Hast,
  4. Hinaus in die nächtlichen Weiten.
    • Es beginnt gleich dramatisch
    • mit einer Art Überfall,
    • woraus dann etwas wie eine Entführung wird
    • weg aus der Lebenswelt des Menschen
    • mit der entsprechenden Gefahr.
    • Leserlenkung: Interessant, dass der Fischer keinen Widerstand leistet.
  5. Sie schwamm in gewaltigen Kreisen herum,
  6. Bald oben, bald tief am Grunde,
  7. Sie wälzt‘ mit dem Armen sich um und um
  8. Und küsst‘ ihm das Rot vom Munde.
    • Die einseitigen Aktionen gehen weiter.
    • Der Fischer wird immer mehr zum Opfer.
    • Die Zeile 8 kann so verstanden werden, dass die Nixe dem Menschen das Leben weg küsst.
  9. Drei Tage hatte sie Zeitvertreib
  10. Mit ihm in den Meeresweiten,
  11. Am vierten ließ sie den toten Leib
  12. Aus ihren Armen gleiten.
    • Hier wird besonders deutlich, dass die Nixe sich den Fischer sogar zum „Zeitvertreib“ ausgesucht hat.
    • Nach drei Tagen im Meer ist es kein Wunder, dass sie einen „toten Leib“ einfach „aus ihren Armen gleiten“ lässt.
  13. Da schoss sie empor an das sonnige Licht
  14. Und schaute hinüber zum Lande;
  15. Sie schminkte mit Purpur das weiße Gesicht
  16. Und nahte sich singend dem Strande.
    • Dann wird die Nixe wieder aktiv,
    • kehrt schnell zum Strand zurück
    • schminkt sich gerne ihr anscheinend tot wirkendes Gesicht auf menschlich
    • und tut dann das, was auch die Sirenen im alten Griechenland getan haben – Menschen mit ihrem Gesang in den Tod zu locken.

Auswertung:

  • Man fragt sich wirklich, was diese Ballade soll:
    • Ängste schüren
    • Vorurteile verstärken
    • auch gegen Frauen?
    • oder allgemein gegen die Natur?
  • Vielleicht kann man die Ballade auch einfach als Gegenmodell zu dem verstehen, was Ulla Hahn in einem ihrer Gedichte beschreibt – dort ist das weibliche Wesen Opfer eines egoistischen Mannes.
    https://schnell-durchblicken.de/ulla-hahn-mit-haut-und-haar

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