Worum es hier geht:
Vorgestellt wird das Gedicht „Der erste eigene Syrer“ von Michael Spyra, das auf sehr besondere Weise das Problem einer einseitigen Integration betrachtet – und dabei sogar die Strophenform zur Unterstützung verwendet.
Gefunden haben wir das Gedicht hier:
https://signaturen-magazin.de/michael-spyra–der-erste-eigene-syrer.html
Übrigens hast du Glück
Dies ist die erste Seite, wo Mia, unsere Expertin für hilfreichen Deutschunterricht, Tipps gibt, wie man die Lösung hier richtig gut versteht.
Achte auf dieses Signal. Damit hast du nicht nur eine Lösung, sondern weißt auch, wie sie entstanden ist. Macht bestimmt Eindruck.
Tja, ich probiere das mit den Hilfen noch aus. Dabei konzentriere ich mich auf die entscheidenden Tipps, die gewissermaßen Türöffner zum Verständnis sind.
—
Und wenn ihr auch mal ein Gedicht so erklärt haben wollt, einfach melden, das geht problemlos über die folgende Seite:
Fragen und Anregungen können auf dieser Seite abgelegt werden:
https://textaussage.de/schnelle-hilfe-bei-aufgaben-im-deutschunterricht
Tipp für Lehrkräfte und „Selbstlernis“
Wer unsere Lösungen nicht gleich sehen will, sondern das „Verstehen“ mal selbst ausprobieren möchte, der kann es mit einem speziell entwickelten Arbeitsblatt mal versuchen.
Es ist hier zu finden:
https://schnell-durchblicken.de/arbeitsblatt-zu-michael-spyra-der-erste-eigene-syrer
Wer nur eine fertige Lösung sucht …
finde sie hier – mit Optimierungs-Kommentar:
https://schnell-durchblicken.de/michael-spyra-der-erste-eigene-syrer-chatgpt-musterloesung-optimiert
Nun zu unserer kommentierten Vorstellung des Gedichtes
Die äußere Form
Sehr interessant, dass von Versgruppe zu Versgruppe die Zahl der Zeilen abnimmt. Das könnte auf eine raffinierte Art und Weise das darstellen, was hier Integration ist. Der „Fremde“ wird so integriert, dass er nicht mehr als etwas anderes, eigenes wahrgenommen wird.
Ansonsten fünfhebiger Jambus, also regelmäßige Abfolge von unbetonter und betonter Silbe.
Jambus = Abfolge von unbetonter und betonter Silbe: Ich merke mir das, indem ich es falsch JamBUUUUUUSb ausspreche, also mit der Betonung auf der zweiten Silbe.
Hier findest du x und X für unbetonte und betonte Silben.
Und noch ein kleiner Tipp:
Man fängt immer mit den rot gefärbten mehrsilbigen Wörtern an, da gibt es eine Art Zwangsbetonung – die einsilbigen kann man dann beliebig betonen und sich freuen, wenn sich ein regelmäßiger Wechselrhythmus ergibt.
„Die Schranke vor der Siedlung ist geschlossen“
x X x X x X x X x X x
Die Überschrift
„Der erste eigene Syrer“
Hier muss einem nur auffallen, dass das Wort „eigene“ seltsam ist – ein bisschen drüber nachdenken – und dann kommt man auf Ideen.
- Die Überschrift macht schon deutlich, dass hier anscheinend ein Mensch zu einer Art Besitz gemacht wird.
- Damit wird jemand mit einer eigenen Würde, Kultur, Identität zu einer Art Anhängsel, fast ein Accessoire.
Aus urheberrechtlichen Gründen präsentieren wir von den Gedichtzeilen nur den Anfang – in kursiver Schrift, damit man sich in der eigenen Ausgabe leicht zurechtfindet.
Dann eingerückt unsere Anmerkungen.
Anmerkungen zu Strophe 1
Hier gilt die Regel: Sehr häufig sind einfach Beschreibungen dessen, was man sieht.
Dann das Wort „geschlossen“ – man will eigentlich unter sich sein.
Auch das „altbewährten“ zeigt, dass man hier gerne beim Gewohnten bleibt. Und dann das „angegossen“ – das dürfte in der Praxis komisch aussehen, wenn da ein 2,30 m Gast erscheint oder einer mit 1,53 m.
Wenn man so anfängt, auf bestimmte Signale zu achten, dann macht sogar das Analysieren von Gedichten zunehmend Spaß.
- Die Schranke …
- dahinter stehen …
- Salat und Quiche …
- ein Korb mit Überziehern …
- die passen jedem Gast …
- In der ersten Strophe geht es offensichtlich um eine Art Schrebergarten,
- wo Leute eine Art Garten haben neben vielen anderen, in denen es dann auch kleine Häuser gibt, in denen man sich auch mal bei Regen aufhalten kann.
- Offensichtlich wird gefeiert.
- Typisch für solche Feste, die mehr oder weniger draußen stattfinden. Man braucht etwas, um sich gegen zunehmende Kälte zu schützen – und so etwas nennt man „Überzieher.
- Deutlich wird hier auch, dass hier alte Traditionen herrschen. Die Vorstellung, dass diese Überzieher jedem Gast passen, köntne eine ironische Bedeutung haben.
- Nach dem Motto: Wenn wir den ersten Syrer, stellvertretend für Migranten, bei uns haben. Unser bewährtes System passt auch für den.
Anmerkungen zu Strophe 2
Wieder die kurzen Beschreibungen, dann die interessante Formulierungen, „die sich auch mit ihm befassen“. Sich befassen – das macht z.B. ein Richter, wenn er einen Fall übernehmen muss, richtig unangenehm. Und dann dieses „auch“ – nach dem Motto: Wir sind ja nicht so, eigentlich haben wir da keine richtige Lust zu, aber wir wollen ja nicht ausländerfeindlich erscheinen. Man weiß ja nie 🙁
- Und hier die Gäste …
- Und da der Syrer … ,
- so wie schon …
- der Nachbarn, die sich auch mit ihm befassen.
- Dann doch eine Unterteilung zwischen denen, die sich wie immer „niederlassen“, ist ihre Gewohnheit, ihr Recht.
- Und dieser Syrer ist dazwischen, wie zwischen allen Stühlen, nur etwas schöner dargestellt.
- Er ist nicht Teil der Gesellschaft, sondern man „befasst“ sich mit ihm. Er ist also Objekt der Betrachtung, vielleicht auch neugierig-peinlicher Fragen.
Anmerkungen zu Strophe 3
Hier merkt man gleich, dass dieser Syrer nicht gleichberechtigt ist – hoffentlich hat er keine Bilder aus der Kolonialzeit im Kopf. Und dann der Wein, der dazu führt, dass es „schneller“ geht. Wahrscheinlich ist er ein Muslim, sonst würde der Schluss seinen Effekt verlieren. Und dann denkt man über die Beschleunigung nach – vielleicht bringt ihn ungewohnter Alkohol in eine nicht ungefährliche Stimmung.
- Der holt die neuen …
- und manchmal trinkt …
- Das geht jetzt …
- Der Syrer hat eine Aufgabe, ist eine Art Diener oder Angestellter.
- Auch im Hinblick auf den Wein passt er sich langsam an.
- Die letzte Zeile deutet an, dass ihn der Alkohol gewissermaßen flott macht.
Anmerkungen zu Strophe 4
Hier merkt man sicher, dass die Dankbarkeit vor allem dem Sich-Einfügen gilt. Wichtig ist es, solche Zusammenhänge zu erkennen und daraus seine Schlüsse zu ziehen.
- Man sollte …
- und ist es auch …
- Hier übernimmt eine Art Erzähler das Kommando und sagt, was alle denken.
- Die Dankbarkeit scheint sich vor allem darauf zu beziehen, dass er sich gut „einfügt“, also anpasst.
- Integration nur in eine Richtung.
Anmerkungen zu „Strophe“ 5
Hier ist es wichtig, dass man weiß oder nachschlägt oder nachfragt, was ein „Schelm“ ist – nämlich jemand, der sich auf Kosten anderer etwas gönnt – und wenn auch nur einen schlechten Scherz macht.
Beim „Würstchen“ ist es wichtig, sich zu überlegen, warum das so einen wichtigen Schlussakzept im Gedicht bildet, wohl wegen des wahrscheinlichen Schweinefleisches, der neben dem Wein das zweite Problem für jeden guten Muslim ist.
- Ein Schelm
- Am Ende wird er Opfer eines vielleicht gut gemeinten kleinen Streiches, der aber wenig Rücksichtnahme zeigt.
- Denn offensichtlich geht das Gedicht davon aus, dass dieser Syrer kein Schweinefleisch isst – und jetzt muss er sich entschuldigen, hat auf jeden Fall ein Problem.
Zur Aussage des Gedichtes
Insgesamt ein Gedicht, das auf eine sehr eigene, aber überzeugende Weise zeigt, dass jede „Integration“ auch ihre Schwierigkeiten und Probleme hat.
Man könnte jetzt darüber diskutieren, ob das nicht grundsätzlich bei Menschen ist, zum Beispiel wenn jemand als bisher unbekannter Besucher auf eine Fete kommt. Der fühlt sich dann auch vielleicht unwohl – und die anderen wissen nicht, wie sie ihn ansprechen können.
Diese Situation wird nur sehr viel schwieriger, wenn Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und ganz verschiedenen Gewohnheits- und Vertrautheitsgraden zusammenkommen – und dann noch in der Konstellation: einer neben allen anderen.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Thema Reisegedichte Teilthema Heimat und Fremde
https://textaussage.de/thema-reisegedichte-teilthema-heimat-und-fremde
—
- Infos, Tipps und Materialien zu politischen Gedichten
https://textaussage.de/themenseite-politische-lyrik
— - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos