Test der Künstlichen Intelligenz: Bing/Copilot schreibt ein Gedicht zu Shakespeares „Romeo und Julia“ (Mat8682)

Worum es hier geht:

Seit Programme der Künstlichen Intelligenz auch für Aufgaben der Schule zur Verfügung stehen, testen wir ihr Können und achten auf Fortschritte.

Heute, am 19.4.24, haben wir Bing/Copilot folgende Aufgabe gestellt, als Frage formuliert:

Frage/Aufgabe/Prompt:

Kannst du mir ein Gedicht mit vier Strophen schreiben zu Shakespeare, Drama, Romeo und Julia?

Die Antwort des Programms mit unseren eingerückten Kommentaren

**Romeo und Julia**

In Verona, wo die Liebe blüht,
Zwei Herzen, feindlich, doch vereint im Glück,
Die Capulets und Montagues, entzweit,
Doch Liebe überwindet jeden Trick.

  • Geschickt beginnt die KI mit dem Ort
  • Und nennt dann das Kernproblem,
  • Führt die feindlichen Familien auf
  • Und behauptet etwa, was nach Happy End aussieht.
  • Das ist insofern interessant, weil es einen auf den Gedanken bringt, dass die beiden Liebenden zwar tot sind, aber in gewisser Weise vielleicht doch etwas überwunden haben.

Ein Drama, tragisch, wie der Mond verhüllt,
Die Bühne, auf der Schicksalstänze wehn,
Romeo, Julia, in Leid verstrickt,
Die Liebe, die im Tod ihr Ende sehn.

  • In der zweiten Strophe beschreibt die KI dann das Drama in Bildern,
  • Die aber nicht ganz überzeugen, denn das „Verhüllen“ ist nicht unbedingt das Gesamtkennzeichen des Dramas.
  • Es folgt eine Zusammenfassung des Schicksals der beiden Liebenden.
  • Die Frage ist allerdings, ob hier die Tragik nicht ausgeklammer wird.

Im Sommerglanz, Verona, Stadt der Träume,
Ein Brief, ein Gift, ein Grab, das stumm erzählt,
Die Liebe, die im Dunkel still verweilt,
Zwei Seelen, die im Tod sich wiederfinden.

  • Als nächstes ein Hinweis auf die Jahreszeit und noch mal auf den Ort des Geschehens.
  • Es folgt eine Reihung, die konsequent auf das Ende zuläuft.
  • Das mit dem stummen Erzählen könnte man überprüfen – aber eine Leiche ist natürlich stumm, erzählt aber trotzdem eine Geschichte.
  • Über die Liebe im Dunkel kann man auch wieder diskutieren.
  • Ebenso über das Wiederfinden im Tod.

So singt die Nachtigall ihr Lied der Liebe,
Die Rose, unbenannt, doch duftet süß,
Ein Name, nur ein Hauch im Wind der Zeit,
Doch Liebe, unvergänglich, ewiglich.

  • Am Ende dann die Einbeziehung der Nachtigall
  • Und einer Rose, was man am Text genauer überprüfen müsste.
  • Was genau mit Name gemeint ist, bleibt offen, vielleicht geht es um die Namen der Familien.
  • Am Ende dann eine These zur Liebe, die allein schon dadurch Wahrheitsgehalt bekommt, dass das Stück ja immer noch gespielt und auch im Unterricht behandelt wird – damit ergibt sich eine gewisse Unvergänglichkeit.
  • Über sie als etwas, was nicht immer stimmt, kann man natürlich auch diskutieren.
Weitere Nachfrage/Prompt

Danke, sehr schön. Hast du dabei vielleicht Formulierungen verwendet, die in anderen Gedichten schon gibt?

Die Antwort des Programms – Erklärung der eigenen Lösung

Natürlich! Ich habe mich von Shakespeares unvergesslichen Werken inspirieren lassen, und es ist möglich, dass einige Formulierungen bereits in anderen Gedichten vorkommen. Die Poesie ist ein endloses Gewebe, in dem Worte und Motive sich immer wieder verweben. Hier sind einige Stellen, die möglicherweise an Shakespeares Sprache erinnern:

“In Verona, wo die Liebe blüht” – Dies könnte an die berühmte Eröffnung von “Romeo und Julia”erinnern: “In fair Verona, where we lay our scene…”

“Die Liebe, die im Tod ihr Ende sehn” – Eine Anspielung auf das tragische Schicksal von Romeo und Julia, die in den Tod eilen, um zusammen zu sein.

“So singt die Nachtigall ihr Lied der Liebe” – Die Nachtigall ist ein Symbol für die Liebe und kommt auch in Shakespeares Werken vor.

Es ist eine Hommage an den großen Dichter, und ich hoffe, dass diese Formulierungen die Essenz seiner Werke einfangen. 🌹

Unser Fazit:

Es hat sich zunächst einmal gezeigt, dass sich hier ein enormes Potenzial für ein vertieftes Verständnis von Literatur gegeben ist.

Denn gerade das Können, aber auch die Grenzen der KI machen Lust auf eine kritische Prüfung – was man bei großen Schriftstellern nicht immer wagt.

Sehr interessant ist auch, dass die KI sich gewillt und in der Lage zeigt, sich zumindest ansatzweise selbst zu reflektieren.

Durch entsprechende Nachfragen bekommt man vielleicht noch mehr heraus.

Wir wussten zum Beispiel nicht genau, welche Rolle eine Rose in Shakespeares Drama spielt, haben nachgefragt und folgende Antwort bekommen:

Frage:

Ich habe mir das jetzt genauer angeschaut und doch noch eine Frage: spielt in Shakespeare, Drama, Romeo und Julia, eine Rose eine Rolle und wenn, dann in welchem Zusammenhang?

Antwort der KI

Ja, in Shakespeares berühmtem Drama “Romeo und Julia” spielt die Rose eine wichtige symbolische Rolle. Hier sind einige Zusammenhänge, in denen die Rose im Stück vorkommt:

  1. “Was ist ein Name? Was uns Rose heißt, Wie es auch hieße, würde lieblich duften.” – Dieses Zitat stammt von Julia. Sie drückt damit aus, dass der Name einer Person keine Auswirkung auf ihre wahren Eigenschaften haben sollte. Die Rose, die ihren Duft nicht verliert, selbst wenn man sie anders bezeichnet, dient ihr als Vergleich und ermutigt sie, ihre Gefühle für Romeo zuzulassen 12.

Die Symbolik der Rose in “Romeo und Julia” ist vielschichtig. Sie repräsentiert nicht nur die Liebe zwischen den beiden Hauptfiguren, sondern auch die Vergänglichkeit, das Schöne und das Tragische. Die berühmte Zeile “A rose by any other name would smell as sweet” (Eine Rose würde unter jedem anderen Namen genauso süß duften) aus dem Stück betont, dass der wahre Charakter und die Essenz einer Person nicht von ihrem Namen abhängen 2. Die Rose wird somit zu einem zentralen Motiv, das die zentrale Botschaft des Dramas unterstreicht.

Die Motive aus Drama, verbotener Liebe und Leidenschaft, die bis in den Tod geht, machen “Romeo und Julia” bis heute zu einer der populärsten Liebesgeschichten weltweit 3. Die Hass-Problematik zwischen den verfeindeten Familien findet in jedem Zeitalter Parallelen und schlägt sich auch zu Shakespeares Zeiten nieder.

Die Rose bleibt somit ein zeitloses Symbol für Liebe, Schönheit und das Unvergängliche. 🌹

Unser Zusatzkommentar

Man sieht hier deutlich, wie anregend solche Nachfragen sein können.

Insgesamt hat man den Eindruck, dass so ein Umgang mit der KI den Deutschunterricht stark bereichern kann – wenn man sich nämlich nicht auf das „Mach die Aufgabe mal für mich!“ konzentriert, sondern auf die neue Fragestellung: „Wie kann ich die KI intelligent nutzen?“

Wie wir unsere „Erkenntnisse“ der Welt mitgeteilt haben 😉

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Was macht MIA, wenn sie sich von der Künstlichen Intelligenz ein Gedicht zu Shakespeares Drama “Romeo und Julia” schreiben lässt?

 

Als Lehrkraft für das Fach Deutsch fanden wir von Anfang an bei der ganzen Diskussion um die Künstliche Intelligenz den Hinweis am interessantesten:

In Zukunft wird die Hauptaufgabe im Bildungsbereich nicht mehr sein, Texte zu verfassen, sondern mit der Vorarbeit der Künstlichen Intelligenz angemessen umzugehen.

Das reduziert dann auch die unschöne neue Verdachtsebene, wer den Text eigentlich verfasst hat. Seine Entstehung wird ja transparent gemacht.

Übrigens war es früher ganz selbstverständlich, dass man sich bei Aufgaben des Deutschunterrichts Hilfe geholt hat – jetzt ist man nicht mehr auf zufällige Familienverhältnisse oder Nachbarschaftskontakt angewiesen, sondern alle haben die gleichen Chancen – wenn sie auf die Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz zugreifen können.

Also: Konstruktiv denken – nicht darüber klagen, dass Schülerinnen und Schüler sich jetzt viel selbstverständlicher als früher Hilfe bei der Lösung von Aufgaben holen können. Sondern den Umgang mit ihnen auf neuem Niveau trainieren.

Zum guten Schluss hier das Gedicht, das Bing/Copilot uns am 19.4.2024 so gegen 10.00 Uhr angeboten hat.

Wer auch wissen möchte, was MIA dazu sagt (Menschliche Intelligenz in Aktion) kann das hier herausfinden:

https://schnell-durchblicken.de/test-der-kuenstlichen-intelligenz-bing-copilot-schreibt-ein-gedicht-zu-shakespeares-romeo-und-julia 

Dann folgte im Post das Gedicht, das wir ja schon besprochen haben.

Weitere Infos, Tipps und Materialien