Was hat es mit den „Basissätzen“ auf sich?
Im Zusammenhang mit Husserls Lebenswelt und Wittgensteins Theorie der Sprachspiele
https://schnell-durchblicken.de/der-philosoph-husserl-und-seine-lebenswelt-theorie-die-jede-begriffs-definition-subjektiv-erweitert
und
https://schnell-durchblicken.de/wittgenstein-und-das-problem-der-bedeutung-von-begriffen
tauchte die Frage auf, was es mit den sogenannten Basissätzen in der Philosophie des Wiener Kreises auf sich hat.
Hier eine kurze und verständliche Erklärung dazu:
Was sind „Basissätze“ – und warum waren sie im Wiener Kreis so wichtig?
Der sogenannte Wiener Kreis war eine Gruppe von Philosophen, Mathematikern und Naturwissenschaftlern in den 1920er/30er Jahren, die eine wissenschaftlich fundierte Philosophie entwickeln wollten – frei von Metaphysik und Spekulation. Ihr Programm nannte sich Logischer Empirismus.
Damit eine Aussage als sinnvoll gilt, muss sie entweder logisch beweisbar oder durch Erfahrung überprüfbar sein. Und genau hier kommen die Basissätze ins Spiel.
Was genau sind Basissätze?
Basissätze (auch Elementarsätze genannt) sollten die fundamentalsten, direkt überprüfbaren Aussagen über die Welt sein – z. B.: ‚Hier ist ein roter Fleck.‘ oder ‚Ich sehe eine Katze auf dem Tisch.‘
Solche Aussagen galten als Grundlage wissenschaftlicher Theorien – möglichst einfach, theoriefrei und unmittelbar erfahrbar.
Das Problem – und Wittgensteins Rolle
In der Praxis zeigte sich schnell: So einfach ist es nicht. Auch einfache Aussagen sind nicht theoriefrei. Wenn jemand sagt ‚Ich sehe eine Amöbe‘, steckt bereits Wissen über Mikroskope und Biologie drin.
Wittgenstein kritisierte diesen Ansatz und erklärte 1949 sinngemäß: ‚So geht das nicht!‘ Er zeigte, dass alle Beobachtung und Sprache bereits von Kontext, Praxis und Sprache durchzogen ist.
Feyerabends Konsequenz
Paul Feyerabend, der anfangs zum Wiener Kreis gehörte, entlarvte die Idee der Basissätze in seiner Dissertation als Illusion. Auch scheinbar einfache Beobachtungen müssen interpretiert werden – sie sind nie rein, sondern immer eingebettet in Theorien und Situationen.
Fazit
Die Basissätze waren der Versuch, Philosophie auf harte, erfahrbare Fakten zu gründen. Doch Wittgenstein (und später Feyerabend) zeigten: Sprache, Erfahrung und Bedeutung kommen nie roh vor – sondern immer schon ‚gekocht‘, in den Töpfen unserer Lebenspraxis.
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