Lutz Hübner, „Das Herz eines Boxers“ – Analyse der Szene 5 (Mat8452-Szene 5)

Worum es hier geht:

Es geht um das Jugendtheaterstück „Das Herz eines Boxers“, wo alles darauf hinausläuft, dass ein junger und ein alter Mann sich gegenseitig helfen.

Gleichzeitig kann man sehen, was aktuell im Mai 2024 ein Programm wie Copilot zeichnen kann.

Wir zeigen hier mal, wie man eine Szene analysiert.

Textgrundlage: Einfach Deutsch

Schritt 1: Man macht sich klar, was in der Szene „abgeht“
  1. S.29,1-17
  • Die Szene beginnt mit dem Boxtraining Leos für Jojo.
  • Verbunden ist es mit guten Ratschlägen:
    • „Du musst dich mehr bewegen, nicht so lahm, na los.“
    • „Das ist wie im richtigen Leben, du musst immer in Bewegung sein, und irgendwo ist eine Lücke, da kommst du rein.“
    • Wenn du dastehst wie eine Schießbudenfigur, gibt es immer jemanden, der Lust hat, dir eine reinzuhauen.
    • Zweite Regel: Du musst immer mit der Kraft deines Gegners kämpfen, du musst sie in deine eigene verwandeln, das ist das ganze Geheimnis. Je stärker dein Gegner, desto größer deine eigene Kraft.
  • Es folgt ein Geräusch, das Leo daran erinnert, dass er noch was vorhat.
    • Es wird dann deutlich, dass er fliehen will
    • und zwar nach Südfrankreich,
    • zu einem alten Boxerkumpel,
    • der blind ist und mit ihm eine Kneipe betreiben will.
  • Jojo reagiert darauf mit Fragen und Einwänden. Man merkt deutlich, dass hier die Rollen wechseln. Jetzt ist Leo der Stürmische und Jojo der Kritische.
    • Leo präsentiert seinen Plan.
    • Er will die Kaffeepause der Stationsschwestern nutzen
    • und den Wagen, der das Essen bringt.
    • Während der fünf Minuten, die der Fahrer zur Übergabe der Essensbehälter braucht, will Leo in den Wagen steigen und durch das noch offene Tor
    • zur nächsten U-Bahn-Station fahren.
    • Dort lässt er den Wagen stehen und fährt zum Bahnhof.
    • Er weiß auch schon, wann ein passender Zug abfährt.
  • Jojo ist beeindruckt. Leo bringt das Thema auf Jojos Problem, nämlich ein Mädchen zu gewinnen.
    • Er hat die Rose vor ihrer Tür abgelegt
    • und ist am Tag davor fast erwischt worden.
    • Das führt bei ihm zu dem Eindruck, dass das Mädchen ihn „abpassen“ will.
    • Leo rät ihm, ihr einen Brief hinzulegen
    • und „keine so große Schnauze“ zu zeigen.
  • Die Szene endet damit, dass der Wagen kommt, den Leo für seine Flucht nutzen will.
  • Jojo schaut ihm nach, es gibt ein „lautes Knirren“ – und das Wort „Scheiße“ zeigt, dass etwas schief gegangen ist bei Leos Fluchtversuch.
Schritt 2: Jetzt muss man die Analyse vorbereiten: „Vorgeschichte“

Das waren jetzt die Vorarbeiten.

Jetzt muss man beschreiben, was man von der „Vorgeschichte“ wissen muss. Dafür kann man sehr gut eine Szenen-Übersicht verwenden.

Das, was aus der „Vorgeschichte“ für diese Szene wichtig ist, kann man so zusammenfassen:

  • Um diese Szene zu verstehen, muss man Folgendes wissen:
  • Leo ist ein alter Mann, der nach einer Gewaltaktion in der geschlossenen Abteilung eines Altersheims sitzt.
  • Jojo ist ein Junge, der Sozialstunden ableisten muss.
  • Die beiden haben sich angefreundet – und Leo hat dem Jungen Tipps gegeben, wie er an ein Mädchen herankommt und mit dem Anführer seiner Gruppe umgehen soll, für den er die Sozialstunden ableistet.
  • Das hat aber nur halb geklappt, denn Jojo hat sich offensichtlich ein blaues Auge eingehandelt.
  • Von Leo bekommt er Boxtraining.
  • Jojo wiederum hat Andenken an die große Zeit Leos als Boxer verkauft. Dieses Geld braucht Leo für die geplante Flucht.
Schritt 3: Die „Aussagen“ der Szene herausarbeiten

Gemeint ist damit, was die Szene zeigt im Hinblick auf die beiden Themen des Theaterstücks:

  1. Wie man aus einer schwierigen Lebenssituation herausfindet.
  2. Wie man aus Unverständnis und Vorurteilen zu echter Freundschaft kommt.

Die Szene zeigt:

  1. dass Leo als ehemaliger Boxer dem Jungen gute Ratschläge geben kann, die auch allgemein für das Leben gelten,
  2. dass er fliehen will
  3. und dafür auch einen Plan hat,
  4. den Jojo zwar hinterfragt, am Ende aber auch bewundert,
  5. dass dieser Plan anscheinend schief geht, wie man an Jojos Bemerkung beim Blick aus dem Fenster erkennen kann.
Schritt 4: Zu den „Aussagen“ das zugehörige Thema finden

Wenn man die Aussagen hat, dann hat man gewissermaßen die Antworten auf die Themafrage. Die wird meistens nicht genannt, aber sie lässt sich erschließen.

Worauf deuten die Aussagen hin:

Auf die Frage, was Leo vorhat.

Dann kann man die Einleitung formulieren:

  • Bei dem vorliegenden Text
  • geht es um die 5. Szene
  • aus dem Theaterstück „Das Herz eines Boxers“
  • von Lutz Hübner.
  • Ihr Thema ist zum einen das Boxtraining mit entsprechenden Ratschlägen Leos für Jojo, zum anderen geht es um die geplante Flucht Leos zu einem alten Boxerfreund in Südfrankreich.
Schritt 5: Die Szene schriftlich analysieren

Wenn es keine spezielle Frage gibt, kann man zum Beispiel das Folgende schreiben:

  1. Im ersten Teil der Szene gibt Leo Jojo im Rahmen des Boxtrainings Ratschläge, die auch allgemein im Leben hilfreich sein können:
    „Das ist wie im richtigen Leben.“ (29,10)
  2. Der erste Ratschlag ist ,sich mehr zu bewegen und auf „eine Lücke in der Verteidigung des Gegners“ zu achten. Ganz wichtig sei, dass man das die Kraft des Gegners in die eigene verwandelt.
    Das führt zu dem interessanten Schlusssatz Leos:
    „Je stärker dein Gegner, desto größer deine eigene Kraft.“ (29,16)
  3. Im zweiten Abschnitt ab Seite 29, Zeile 18, geht es um den Fluchtplan von Leo, den dieser für das „Normalste von der Welt“ (30,7)  hält. Er will zu einem alten Boxer-Freund und mit ihm in Südfrankreich eine Kneipe betreiben.
  4. Ab Seite 30, Zeile 28 präsentiert Leo dann einen ausgefeilte Plan, bei dem er das Auto nutzen will, das das Essen ins Heim bringt.
  5. Jojo ist beeindruckt: „Ich weiß wirklich nicht, ob du verrückt bist oder nicht.“ (31,14)
  6. Interessant ist die Antwort von Leo: „Wenn ich’s noch nicht bin, würde ich’s hier werden, also gehe ich.“ (31,15/16)
  7. Ab Zeile 19 auf Seite 31 geht es dann um den Versuch Jojos, mithilfe der Ratschläge von Leo an ein Mädchen heranzukommen.
  8. Deutlich wird, wie schüchtern er ist, dass das Mädchen aber anscheinend auch Interesse an demjenigen hat, der ihr Rosen vor die Tür legt.
  9. Leo rät ihm, noch einen Brief dazu zu legen und keine zu „große Schnauze“ (31,26)  zu haben.
  10. Die Szene endet damit, dass man sich gegenseitig Glück wünscht. Jojos Ausruf am Ende beim Blick aus dem Fenster macht aber deutlich, dass da wohl etwas schiefgeht.
Schritt 6: Die (sprachlichen“ Mittel herausfinden, die die Aussagen unterstützen

Am besten geht man von den Aussagen aus und schaut, welche sprachlichen Mittel sie unterstützen.

Sprachliche Mittel sind besondere Formulierungen, die der Autor sich hat einfallen lassen.

Greifen wir also noch mal auf die Aussagen zurück:

Die Szene zeigt:

  1. dass Leo als ehemaliger Boxer dem Jungen gute Ratschläge geben kann, die auch allgemein für das Leben gelten,
    • die Verbindung von Ratschlag und Aufforderung (29,4)
    • das negative Bild eines Huhnes, das aufgeregt auf der Herdplatte herumhüpft (29,6)
    • Die Wiederholung der Aufforderung (29,4 und 29,7)
    • der Vergleich mit einer Schießbudenfigur (29,12)
  2. dass er fliehen will
    • Jojos erste Reaktion, die deutlich macht, wie unwahrscheinlich das Ziel zunächst klingt – mit Übertreibung:
      30,2: „Können vor Lachen‘, warum nicht gleich ’ne Weltreise.“
    • Dagegen das kurze Statement Leos, das noch mal seine Sicht auf den Punkt bringt:
      „Ich fühle mich hier nicht wohl, also gehe ich weg.“ (30,8)
    • Jojos an Beschimpfung grenzende, sehr pauschale Reaktion:
      „Das ist doch völliger Unsinn.“ (30,24)
    • Am Ende die Überlegenheit ausdrückende rhetorische Frage Leos:
      „Ist dir das genau genug geplant?“ (31,11/12)
  3. und dafür auch einen Plan hat,
    siehe oben.
  4. den Jojo zwar hinterfragt, am Ende aber auch bewundert,
    (siehe oben)
  5. dass dieser Plan anscheinend schief geht, wie man an Jojos Bemerkung beim Blick aus dem Fenster erkennen kann.
  6. Hinzufügen kann man noch Leos drastischer Ratschlag für den Umgang mit dem Mädchen:
    „hab keine so große Schnauze“ (31,26). Hier wird deutlich, wie sehr sich beide sprachlich angenähert haben.
  7. Auch noch ein sprachliches Mittel ist die genau gleiche Formulierung, mit der sie sich Glück wünschen – das zeigt ihre Gemeinsamkeit. (31,28/29)
Schritt 7: Stellungnahme

Wenn man zu der Szene Stellung nehmen soll – also eine Bewertung vornehmen, könnte man sagen:

  • Ich finde es toll, wie gut die beiden jetzt harmonieren.
  • Dabei gelingt es Leo, dem Jüngeren Ratschläge zu geben und auch einen guten Plan zu demonstrieren, so dass der echt beeindruckt ist, es aber nicht als Herablassung empfindet.
  • Schön finde ich auch, dass Leo eine Idee hat, bei der er sich hilft und auch noch einem alten Boxerfreund. Damit zeigt er, dass man auch im Alter sich noch was Originelles einfallen lassen kann.
  • Am Ende ist man ganz gespannt, was da schief gegangen ist und wie es vielleicht doch noch zu einem guten Ende kommt. Alles andere wäre sehr schade.

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