Anders Tivag, „Was wäre aber, wenn …“ Entstehung einer Kurzgeschichte, die zeigt, dass ChatGPT kein Erschrecken kennt (Mat1183-kki-kos)

Worum es hier geht:

  • Wir zeigen am Beispiel einer Kurzgeschichte,
    1.  wie die KI beim Schreiben einer Kurzgeschichte helfen kann, ohne zum „Mit-Autor“ zu werden.
    2. dass sie die entscheidende Stelle im Text nicht wirklich „versteht“, weil sie keine eigene Lebenserfahrung hat, sie kann sich nicht in eine Figur „hineinversetzen“
    3. dass ChatGPT übereifrig unsinnige Vorschläge macht, aus der man als Mensch aber eine bessere Idee herausarbeiten kann. — Fazit: Deutlich wird, dass die KI nie wie ein Mensch denken kann, wenn Lebenserfahrung und Gefühle eine Rolle spielen. —

Zum Video

Das Video ist hier zu finden:

Videolink

https://youtu.be/41huDN-d3Hk

Sprungmöglichkeiten:

0:01 Einstieg – Idee aus einem KI-Video 0:09 Entstehung der Kurzgeschichte 0:20 KI malt die Geschichte aus 0:29 Problem: KI erkennt den Schrecken nicht 0:44 Wendepunkt – Scherz kippt in Entsetzen 0:55 Fehler der KI bringt neue Idee 1:04 Analyse: Was erschreckt den Vater? 1:15 KI und menschliche Intelligenz im Vergleich 1:40 Rohentwurf der Geschichte (mit Diktierfehlern) 2:15 Überarbeitung durch ChatGPT 3:04 Mias kritische Frage zu Diktaturen 3:40 Der Vater reagiert mit Scherz 3:48 Offenes Ende – der Schreckmoment 4:09 Meta-Ebene: KI versteht Gefühle nicht 5:08 Diskussion über den besonderen Schluss 5:40 Der Vater erkennt Mias Rolle neu (1984-Bild) 6:29 KI ohne Lebenswelt – Grenzen der Empathie 6:56 Teil 2: Mutter und Vater im Dialog 7:18 Der innere Film des Vaters 8:14 Fazit: Idee, KI-Einkleidung, Endredaktion 9:00 KI vs. menschliche Erfahrung 9:57 Perspektive für den Deutschunterricht 10:13 Doku & Ausblick (Website) 10:25 Aufruf: Kommentare & Abo 10:55 Beyond the Books – Unser Ansatz

Die Dokumentation:

Hier die Textteile

Die Kurzgeschichte nach “Einkleidung” durch die ChatGPT

  • Mia kam an diesem Abend ein wenig zu spät aus der Schule. Noch bevor ihr Vater die übliche Bemerkung machen konnte –
  • „Wir wollten doch mal wieder gemeinsam essen!“ – platzte sie schon heraus:
  • „Papa, wir haben heute ein unglaubliches Video gesehen! Ein Professor hat erzählt, dass künstliche Intelligenz und
  • das menschliche Gehirn gar nicht so unterschiedlich sind. Er meint sogar, dass die KI-Forschung vom Gehirn lernt –
  • wie wir lernen, wie wir denken.“
  • Der Vater legte sein Besteck beiseite. „Interessant“, sagte er. „In der Medizin arbeiten wir ja längst mit solchen
  • Zum Beispiel bei Epilepsie – da können wir gezielt Gehirnregionen stimulieren und Anfälle verhindern.“
  • Mia nickte, doch seine Begeisterung schien ihr fast zu viel. „In der Schule haben wir aber auch diskutiert, was das alles bedeuten könnte. Weißt du, was der Professor gar nicht angesprochen hat?“
  • „Na, was denn?“ fragte der Vater, noch halb im Fachmodus.
  • „Was ist, wenn Diktatoren irgendwann diese Technologien nutzen, um genau zu wissen, wie sie jeden Widerstand brechen?“
  • Der Vater schmunzelte erst. „Dann wärst du mit deinem kritischen Denken bestimmt eine der Ersten, die…“
  • Doch da verstummte er. Die Tür fiel leise ins Schloss. Mia war gegangen –
  • und ihr Vater saß da, allein mit einem Teller und einem Gedanken, der immer größer wurde.

Dann unsere “Hebammenkunst” Richtung KI

Hier eine bearbeitete Kurzfassung. Der Original-Chat-Verlauf ist hier zu finden:
https://schnell-durchblicken.de/beispiel-dafuer-dass-die-ki-sich-nicht-in-menschen-hineinversetzen-kann-beispiel-der-entscheidende-moment-einer-kurzgeschichte

  • Gemeint ist damit, dass man wie Sokrates durch geschicktes Fragen eine Erkenntnis weckt, die beim Menschen da sein kann.
  • Bei der KI aber nicht.
  • M: Kannst du denn vorstellen, auf welches Element der Geschichte ich besonders stolz bin, wenn man das als Autor auch mal sein darf.
  • KI: verweist auf den dramaturgisch starken Schluss, bei dem Mia plötzlich Irritation auslöst.
  • M: Du bist nah dran – aber du hast noch keine Ahnung, was in dem Vater am Schluss vorgeht.
  • KI: Du meinst bestimmt den Übergang von der harmlosen Wissenschaftsdiskussion dahin, wo es brennt.
  • M: Muss der KI erklären, dass dem Vater plötzlich deutlich wird, dass seine kritische Tochter in einer Diktatur plötzlich mit Hilfe von KI-Eingriffen ins Gehirn ihre Identität verlieren würde.
  • Fazit: Die KI hat nur Datenstrom-Erklärungen, kann sich aber diesen Schrecken im Vater nicht vorstellen.

Hier nun Teil 2 der Geschichte – mit der Erklärung des Vaters

  • Die Tür war kaum ins Schloss gefallen, da fragte die Mutter, die bisher still am Tisch gesessen hatte:
  • „Was ist los mit dir? Du guckst ja ganz komisch. Im Vergleich zu euren üblichen Diskussionen war das eben doch harmlos.
  • Mia hat nicht mal die Tür zugeschlagen.“
  • Der Vater sah auf seinen Teller, dann an die Wand, und schließlich zu seiner Frau.
  • „Weißt du, ich wollte einen Scherz machen. Ich wollte sagen, dass Mia mit ihrem kritischen Kopf die Erste wäre, die solche Diktatoren
  • wegschließen würden. Aber plötzlich …“ Er brach ab, rieb sich die Stirn.
  • „Plötzlich hatte ich ein Bild im Kopf. Ich sah sie, wie in so einem Roman – du weißt schon, Orwell, 1984.
  • Sie sitzt da in einer Zelle, mit Elektroden am Kopf, und alles, was sie ausmacht, wird einfach gelöscht.
  • Wie Winston, der am Ende seinen eigenen Verrat sagt: ‚Ich liebe den großen Bruder.‘
  • Dieser Gedanke hat mich kalt erwischt.“
  • Er schwieg einen Moment und fuhr leise fort:
  • „Es war, als hätte ich gesehen, wie sie nicht mehr sie selbst ist.
  • So, wie wenn jemand aus unserer Familie … die Mutter … wenn sie ihre Persönlichkeit verliert.
  • Da hab ich gemerkt, dass das kein Thema für Scherze ist. Und ehrlich gesagt macht mir das gerade mehr Angst,
  • als alles, was wir sonst besprechen.“
  • Die Mutter sagte eine Weile nichts, schob dann seinen Teller etwas zu ihm hin, als wolle sie ihn erden.
  • „Vielleicht ist es gut, dass du das jetzt siehst“, meinte sie schließlich. „Mia denkt viel weiter, als wir manchmal wahrhaben wollen.“

Fazit:

  • Aus einem Zufallserlebnis, hier einem Video zum Verhältnis von KI und MIA
  • kann man eine Kurzgeschichte machen.
  • Es reicht die ausformulierte Handlungsidee.
  • Die Einkleidung kann man der KI überlassen, sorgt aber natürlich selbst für die Schluss-Redaktion
  • Wichtig ist: Die KI hat ungeheuer viel “Daten-Erfahrung”
  • Aber ihr fehlt jede Lebens-Erfahrung.
  • Die sorgt beim Menschen gleich dafür, dass er den Vater versteht, der eben noch einen “familiären” Scherz machen gegenüber der kritischen Tochter.
  • Und dann in der Fantasie sie sieht in einer Gefängnis-Gehirnwäsche-Situation
  • Den typischen KI-Übereifer: Ich bau dir deine Erklärung gerne noch eben ein.
  • kann man freundlich zurückweisen, weil dann die KG ihre Zielspannung verliert.
  • Aber man kann sie nutzen für einen zweiten Teil der Geschichte – wunderbar für den Unterricht: Anstoßgeschichte – eigenes Nachdenken – Auflösung.

Weitere Infos, Tipps und Materialien