Die Welt, in der der Islam entstand (Ansary, Kap 1) (Mat8439)

Im Folgenden fassen wir die sehr interessante Darstellung zusammen, die in dem Buch  „Globalgeschichte aus islamischer Sicht“ von Tamim Ansary zu finden ist.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Campus Verlag; 1. Edition (8. Februar 2010)
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3593388375
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3593388373

Diese Seite war ursprünglich Teil einer Rezension, die wir jetzt herausgelöst haben. Wir haben auch vor, die Darstellung noch mit eigenen Akzenten zu versehen und damit zu erweitern.

Kapitel 1: Die Welt der Mitte (S. 23-36)

Zu Beginn des ersten Kapitels erklärt der Verfasser zunächst einmal, was er unter “Mitte der Welt” versteht. Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass es in der Antike zwei große geschichtlich bedeutsame Räume gegeben habe, einmal den mehr durch die Seefahrt bestimmten des Mittelmeers und dann einen durch Landwege geprägten von Ägypten bis nach Indien. Den hierfür gängigen Begriff des “Nahen Ostens” findet Ansary unpassend, weil er nur aus europäischer Perspektive passend sei. Besser findet er “Welt der Mitte”, “da sie zwischen der Welt des Mittelmeers und der Welt Chinas liegt”. (24)

Im Vergleich zu anderen Weltgegenden wie den beiden Amerikas oder Afrika südlich der Sahara und eben auch China versteht er den Mittelmeerraum und seine “Welt der Mitte” als “interkommunizierende Regionen” (25), allerdings mit dem “schmalsten Flaschenhals  der Welt” (25), der “Meerenge des Bosporus” (25). Für ihn ergeben sich hier zwei Aspekte, einmal durch die Trennung zwei unterschiedliche “Versionen der Weltgeschichte” (26), zum anderen aber auch einen “schmalen Landstreifen, in dem sich heute Israel, der Libanon, Syrien und Jordanien” (26) als eine Art Übergangsbereich befinden mit den entsprechenden Zuordnungsproblemen bis heute.

Auf den Seiten 26-32 stellt der Verfasser den ständigen Wechsel der Herrschaft im flachen und damit zugleich gegenüber den Nachbarn ungeschützten Zweistromland des heutigen Irak vor. Interessant die Herrschaftstechnik der Assyrer: “Sie waren nämlich der Ansicht, dass Völker, die ihre Heimat verloren hatten, unter Fremden lebten und keinen Zugang zu ihren vertrauten Ressourcen hatten, viel zu verwirrt und unglücklich waren, um eine Rebellion anzuzetteln.” (28) Dementsprechend wurde systematisch und großräumig zwangsumgesiedelt, was auch die Juden zur Zeit von König Nebukadnezar traf.

Sehr viel positiver wird demgegenüber das Herrschaftssystem der Perser eingeschätzt. Die ließen nämlich die verschleppten Völker wieder in ihre Heimat zurückkehren und begnügten sich damit, “einen Festungsgürtel zu errichten, um die Barbaren aus ihrem Bereich fernzuhalten und es anständigen Menschen zu ermöglichen, auf der zivilisierten Seite des Zauns ein gesittetes Leben zu führen.” (29) Insgesamt wird bei den Persern positiv hervorgehoben, dass sie sich also um eine “multikulturelle Strategie” (30) bemühten, was später von den Muslimen aufgegriffen worden sei und bis zum Ende des osmanischen Reichs funktioniert habe.

Auf den Seiten 30-31 wird die vom Philosophen Zoroaster ausgehende dualistische Religion vorgestellt, mit zwei konkurrierenden Gottheiten, von denen die eine für das Gute, die andere für das Böse zuständig ist. Der Mensch ist aufgefordert, sich für den richtigen Weg zu entscheiden und kann so sogar nach dem Tode in ein  Paradies kommen. Für den Islam ist interessant, dass sein strenges Bilderverbot hier seinen Ursprung hat.

Ab Seite 32 präsentiert der Verfassung den weiteren Verlauf der Geschichte bis zur Entstehung des Islam aus der besonderen Perspektive seiner Mitte der Welt:

Zunächst geht er auf die misslungenen Strafeexpeditionen der Perser gegen die aufmüpfigen Griechen ein, dann auf Alexander den Großen und seine Nachfolger, die für einige Jahrhunderte die beiden großen Räume kulturell miteinander verbinden. Parallel zum Aufstieg des Römischen Reichs driften die beiden Weltteile dann wieder auseinander, besonders unter der Herrschaft der Sassaniden.

Schließlich zerfällt das Imperium Romanum, wird im Westen nur noch durch das römisch-katholische Christentum zusammengehalten, im Osten durch das orthodoxe Christentum und ein byzantinisches Kaisertum, das zunehmend an Macht und Herrschaftsraum verliert. Das Kapitel endet damit, dass genau an der Stelle, wo sich die beiden Kulturräume treffen, mit dem Islam eine neue Kombination von Religion und Macht entsteht.

Übersicht: Die Geschichte der islamischen Welt

Weitere Infos zu dem Autor und seinem Geschichtswerk sowie zu den anderen Teilen der islamischen Geschichte findet sich hier:

Hier die Übersicht über die Teile:

Weitere Infos, Tipps und Materialien