Arno Geiger, „Unter der Drachenwand“ – Einstieg Kapitel 1 – Analyse und Lektüretipps (Mat2786-1)

Arno Geiger, „Unter der Drachenwand“ – Analyse der Kapitel und Lektüretipps


  • Der Roman „Unter der Drachenwand“ des österreichischen Schriftstellers Arno Geiger erschien 2018 und und wurde sowohl bei den Literaturkritikern als auch bei den Lesern recht gut aufgenommen.
  • Ob das auch für den Einsatz als Pflichtlektüre in der Schule gilt, ist eine andere Frage. Viele Schüler werden sich fragen, wieso sie sich mit dieser intensiven Auswertung von Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg beschäftigen sollen. Man merkt schon, dass der Autor zehn Jahre lang Tagebücher und Briefe ausgewertet hat, um sich in das Denken und Fühlen der Menschen damals einzuleben – nur: Was hilft das jungen Menschen heute?
  • Aber – wie heißt es so schön: „Was muss, das muss.“ Und häufig kommt der Appetit ja auch beim Essen bzw. in diesem Falle beim Lesen.
  • Wir machen uns jedenfalls beim Lesen auf die Suche nach interessanten Textstellen und überbrücken die Teile dazwischen durch knappe inhaltliche Zusammenfassungen. Das hilft vielleicht vielen, gut in die Lektüre des Romans hineinzukommen.

Alles auf einen Blick – unsere „Themenseite“ zur „Drachenwand“

Vorab-Hinweis: Hier unsere Zusammenstellung aller Infos, Tipps und Materialien zum Roman „Die Drachenwand“

https://www.einfach-gezeigt.de/geiger-drachenwand-themenseite


Die Kapitel des Romans und wir

  • Zu den Besonderheiten dieses Romans gehört eine seltsame Kapiteleinteilung. Es gibt durchaus inhaltlich in sich abgeschlossene Einheiten, aber die Überschriften irritieren doch sehr. Spätestens bei Kapitel 4 kommt man bei der Überschrift „Während der neue Ofen“ doch als Leser ins Grübeln. Das ist ja ganz eindeutig ein unvollständiger Satz, der dann auch nicht im Kapitel selbst weitergeführt wird.
  • Aber vielleicht wird uns ja im Laufe der Zeit klar, was solche Kapitelüberschriften bewirken – außer Irritation am Anfang, bis man sich an diese vielleicht nur seltsame Angewohnheit des Autors gewöhnt hat.
  • Wir versuchen jetzt mal, den Inhalt der Kapitel auf den kürzestmöglichen Nenner zu bringen – um dann zu schauen, ob es in dem, was einem erst mal als Textwüste vorkommt, auch so etwas wie Oasen des Interesses gibt.

Zur Textausgabe, die wir nutzen

Zu den Seitenzahlen:

Wir nutzen die E-Book-Version des Hanser-Verlages:

ISBN: 978-3-446-25938-6

Carl Hanser Verlag, München 1918

Nähere Infos zu dieser Ausgabe gibt es bei der Deutschen Nationalbibliothek:

https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=978-3-446-25938-6

Die hier angegebenen Seiten kann man leicht umrechnen, indem man

  • die angegebene Seite durch 382 (unser E-Book) teilt
  • und dann mit 480 (letzte Seite der Schulausgabe) multipliziert.

 


Einstieg mit Kapitel 1

1: (4ff) Im Himmel, ganz oben

  • Auf der Fahrt ins Lazarett im Saarland blickt der Soldat Veit Kolbe auf seine recht schwere Verwundung und die drastischen Erlebnisse beim Abtransport von der Front zurück.
  • Im Lazarett geht es ihm dann doch bald besser, so dass er in seine Heimatstadt Wien entlassen werden kann.
  • Beeindruckend sind einzelne Stellen, die auf originelle Weise deutlich machen, was Krieg bedeutet:
  • Da geht es etwa um einen Arzt, der so überarbeitet ist, der fünf Streichhölzer abbricht, ohne sich die Zigarette anzünden zu können. Er braucht die Hilfe einer Rotkreuzschwester (5).
  • Oder die Situationen, in denen die Verwundeten schachtelweise Schokolade u.ä. in den Waggon geworfen bekommen, weil angesichts des Rückzugs die Vorratslager geräumt werden müssen. (6)
  • Auf S. 10 kann man sich dann über „wildes Fleisch“ informieren, das sich bei schwereren Verletzungen bildet und zu ziemlich ekligen Situationen führt.
  • Oder ein Orden dafür, „dass ich mich im falschen Moment am falschen Ort aufgehalten hatte, ein Orden für drei Sekunden Pech und dafür, dass ich nicht abgekratzt war.“ Sein Beifahrer ist nämlich von der Granate, die ihn verletzt hat, getötet worden – kein Leben mehr und auch kein Orden. (10)
  • Lektürevorschlag S.10-11
    Beginn: „So ist auch alles Glück“
    Ende: „sowie ich wieder allein war.“
  • Sehr interessant ist die Art und Weise, wie auf die massenhafte Tötung von Behinderten (sog. „Euthanasie“-Morde) eingegangen wird:
  • Lektürevorschlag S. 11:
    Beginn: „Ein Bäckerjunge […] sagte, das Lazarett sei früher ein Pflegeheim gewesen“
    Ende: der Brotbedarf sei jeden Tag derselbe geblieben“
  • Der Soldat denkt aber auch „an die fünf verlorenen Jahre“, die der bisherige Kriegsdienst für ihn bedeutet. (12)
  • Interessant ist der Grund für die Verzögerung der Abreise. Das Lazarett muss für eine Besichtigung hergerichtet werden: Die Verwundeten werden dafür vernachlässigt und das besonders gute Essen muss an den Tagen darauf wieder eingespart werden. (13)

Wir sind hier ein bisschen ausführlicher geworden, weil das eben  der unmittelbare Eindruck ist, der hier erst mal vermittelt wird. Man kann dann gespannt sein auf das möglicherweise noch kommende „Positive“ – denn man möchte natürlich bei einer Schullektüre nicht nur mit Elend konfrontiert werden.

Aber es gibt auch Stellen, die einem in unserer Zeit heute helfen können, ein bisschen Unannehmlichkeit oder gar Schmerzen zu ertragen.

So stellt der Soldat fest:

„Ich mag es, wenn die Krankenschwester eine in weiße Watte gewickelte Spritze aus der Schachtel nimmt: ‚Entspannen Sie sich‘, sagt sie, ‚denken Sie, der Schmerz ist nicht ihrer.'“

Bei den folgenden Kapiteln werden wir versuchen, uns und unsere Lese-Erfahrungen kürzer zu fassen 😉

Übersicht über alle Kapitel

Weitere Infos, Tipps und Materialien