Arno Geiger, „Unter der Drachenwand“ – Kap 29-34 – Analyse und Lektüretipps (Mat2786-29-34)

Arno Geiger, „Unter der Drachenwand“ – Analyse der Kapitel und Lektüretipps

  • 29: EB318: Deutsche Einheiten auf dem Rückzug
    • Wieder Perspektivenwechsel hin zu Oskar Meyer
    • Fortsetzung des 18. Kapitels
    • Rückzug der Deutschen -> viele Truppen in Budapest
    • Statt Befreiung vom Rassenwahn breitet der sich auch bei den Ungarn aus – wobei die sog. „Pfeilkreuzler“ eine große Rolle spielen.
    • Anregung: Referatmöglichkeit
      Ausgangspunkt: https://de.wikipedia.org/wiki/Pfeilkreuzler
    • Oskar lebt in schwierigsten Verhältnissen, d.h. auf engstem Raum – und das in der Nähe des Bahnhofs. Er vermutet, dass die Juden dort absichtlich untergebracht sind wegen der höheren Wahrscheinlichkeit von Bombenangriffen.
    • Am Beispiel eines jungen Juden, der von Pfeilkreuzlern zu Tode geprügelt wird, erkennt er den schrecklichen Zusammenhang von Grausamkeit und einer Art Bühnenwirksamkeit bei den Zuschauern.
    • Zitat: „Schon in Wien hatte ich mich verschiedentlich vergewissern dürfen, dass dort, wo keine Zuschauer waren, weniger Gefahr bestand, schikaniert zu werden. Und die Misshandlungen dauerten weniger lang. Jeder, der stehen bleibt und gafft, gibt dem Publikum Fülle und Ansehen und verlängert dadurch das Leiden derer, die gequält werden. Er soll sich also niemand einbilden, nur Zuschauer zu sein. […] Ich glaube, einem Mörder gehört die Gegenwart wie sonst niemandem, ich glaube, deshalb wird es immer Mörder geben.“ (324) (324)
    • Vergeblich versucht er herauszufinden, wo seine Frau und sein verschwundener Sohn sind.
    • Schließlich meldet er sich zu einem Arbeitseinsatz – in der Hoffnung „auf ein Entkommen aus dem erzwungenen Nichtstun“. Bald zeigt sich aber, dass es dort nicht anders zugeht als bei den Judentransporten der Nazis: Wer nicht mehr kann, wird erschossen.
    • Menschlich sehr berührend ist vom Verfasser eine Traumsituation eingefügt worden, in der sich Oskar zunächst bei seiner Frau und seinem Sohn dafür entschuldigt, dass er sie nicht besser hat beschützen können. Als er seiner Frau einen Schal zeigt, der als einziges Erinnerungsstück ihm geblieben ist, gleitet „ein Lächeln über ihr Gesicht, begleitet von einem Nicken, und es war, als hätte sie mir die Erlaubnis gegeben, mich nicht nicht mehr schuldig zu fühlen.“ (332)

    30: EB334: So tauche ich wieder in den Winter ein

    • Veit bekommt vom Amtshelfer seines toten Onkels eine Fahrerlaubnis nach Wien, wo sein Gesundheitszustand überprüft werden soll. Außerdem erhält er auf seinen Wunsch hin die Briefe, die Kurt an Nanni geschrieben hat. Er will sie ihm zurückbringen.
    • Veit und Margot müssen sich darauf einstellen, dass er wieder an die Front muss. Margot hat fest vor, sich nach dem Krieg von ihrem Mann scheiden zu lassen. Deshalb ihre Bitte an Veit: …tu, was du kannst, damit du zurückkommst. Sonst erwarte ich keine Heldentaten von dir.“ (337)

    31: EB340: Der Westbahnhof war dick verqualmt

    • In Wien besucht Veit das Grab seiner Schwester und erinnert sich an das Ende ihres Lebens.
    • Mit Veits Vater gibt es immer noch Streit um den Krieg.
    • Wichtig sind in diesem Zusammenhang die Erinnerungen Veits an sein Kindheit, „dieses ständige Voranpeitschen der Kinder mit Kritik“. Er hat sogar das Gefühl, dass die ständige Wiederholung von Wörtern wie „Standhaftigkeit und Konsequenz“ ihm die Kindheit verdorben haben.
    • Bei der Untersuchung hat Veit keine Chance, noch einmal freigestellt zu werden. Selbst ein Bestechungsversuch scheitert. Demütigend für ihn ist besonders, dass der Arzt das Geld nimmt, aber trotzdem bei seinem Urteil bleibt. Das einzige, was er raushandeln kann, sind zwei Dosen Pervitin, dazu kommt mit Hinweis auf sein angeblich uneheliches Kind ein Aufschub von zwei Tagen.

    32: EB353: Seit es mit Margot

    • Auf der Heimfahrt kommt Veit durch eine Gegend, die in der Geschichte schon viele Grausamkeiten gesehen hat. Bei den Nibelungen, die vor ihrer Todesreise zum Hunnenkönig Etzel hier Rast gemacht haben, sieht er vor allem „Verblendung, Hochmut und falschen Stolz“ – was für ihn sicherlich eine Beziehung zu seiner Gegenwart hat.
    • Dann erreicht er die Kaserne, in der Kurt jetzt sein soll. Und tatsächlich kann er ihm seine Briefe an Nanni zurückgeben, allerdings tun sie sich schwer mit der Situation.
    • Weil der Zug nicht weiterkommt, geht Veit eine lange Strecke zu Fuß und begegnet dabei einem jüdischen Zwangsarbeiter, bei dem ihm das bunte Tuch auffällt. Der Leser erkennt daran, dass es sich um Oskar Meyer handelt, was Veit natürlich nicht wissen kann.

    33: EB364: Ich saß auf dem Fensterbrett

    • Veits letzte Tage mit Margot und Lilo in Mondsee
    • Sie vereinbaren für die Zeit nach dem Krieg einen Treffpunkt
    • Margot findet nach einem Streit mit der Quartiersfrau eine neue Unterkunft und Arbeit bei einem Fleischermeister
    • Hier gibt es zwei interessante Textstellen:
    • EB372: Veit hat Probleme mit dem blutigen Fleisch in dem Geschäft, aber er hat sich erkennbar weiterentwickelt und kommt damit inzwischen klar:
      „Und während der Fleischhauer und Margot sich unterhielten, ließ sich die Bilder kommen, ich war bereit, sie anzunehmen als etwas, das mir Dinge zeigte, die man kennen muss. Und auch, dass ich in meiner Angst nicht allein war, machte es leichter.“
    • EB373: Als Margot jetzt ein neues Zimmer bezieht, das er als Basis für eine zukünftige Gemeinsamkeit ansieht, stellt Veit fest:
      „In dem Moment, in dem ich durch die Tür trat, spürte ich, dass ich mich von etwas losgerissen hatte und endlich ein eigenes Leben besaß. „
    •     Veit will nach dem Krieg „die Jahre retten, die ich verloren habe“.

    34: EB378: Wir warteten auf das Milchauto

    • Veit muss sich verabschieden,
    • bedankt sich aber innerlich bei Margot „für jede gemeinsame Minute“. (EB378)
    • Unterwegs nimmt er Abschied von der Drachenwand und von der toten Nanni Schaller.
    • „Dann verschwand die Wand aus meinem Blick, und ich schloss die Augen im Wissen, dass wie vom Krieg auch von Mondsee etwas in mir bleiben wird, etwas, mit dem ich nicht fertig werde.“ (EB379)

    EB 380: Nachbemerkungen

    • Überraschend tritt ein übergeordneter Erzähler tritt, der den Eindruck erweckt, die Figuren des Romans seien normale Menschen, deren Leben über das Romanende hinausgegangen ist.
    • Veit kann nach dem Krieg Margot heiraten – ein überraschendes Happy End. Auch kann er noch Elektrotechnik studieren.
    • Kurt wird noch kurz vor Kriegsende tödlich verwundet.

    Oskar Meyer wird auf einem Transport in ein KZ im März 1945 ermordet.

Übersicht über alle Kapitel

Weitere Infos, Tipps und Materialien