Wolfgang Borchert, „Draußen vor der Tür“ – Szene 5 – Teil 6 Traum Begegnung mit Gott (Mat567-sz5-6)

Worum es hier geht:

  • Wir wollen allen helfen, die sich einen Überblick über einen längeren Text verschaffen wollen.
  • In diesem Falle geht es um die fünfte und letzte Szene aus Wolfgang Borcherts Drama „Draußen vor der Tür“.
  • Der Text ist u.a. hier zu finden.
  • Wir teilen ihn in Abschnitte ein, die wir hier nacheinander vorstellen.
  • Die Zeilennummern beziehen sich auf eine von uns hergestellte Druckausgabe.
  • Mat567-sz5 Borchert Draußen vor der Szene 5 mit Zeilennummern

Gesamtübersicht über das Drama

Gesamtübersicht über den 5. Akt und seine Teile:

6. Der Traum und die Begegnung mit Gott

Zeilen: 219-296

Kommentar: Beckmann fällt in einen „tödlichen Traum“, in dem er Gott begegnet. Er konfrontiert einen „weinenden“ und altmodischen Gott mit den Gräueln des Krieges (Tod seines Kindes, verschwundene Soldaten) und dessen scheinbarer Abwesenheit oder Unfähigkeit zu helfen. Er wirft Gott vor, irrelevant und unmodern geworden zu sein, und fordert einen neuen Gott für die heutige Zeit. Dieser Abschnitt ist eine harsche Kritik an der traditionellen Gottesvorstellung angesichts des unerklärlichen Leidens und des Glaubensverlusts in der Nachkriegszeit.

Detail-Anmerkungen zu den Abschnitten des Textauszugs:
  • 219: Ausgangspunkt
    • Beckmann kann und will nicht mehr. Er sucht Erlösung im Schlaf, verbunden mit Träumen, die er sich schön vorstellt.
    • Wenn hier zugleich von “sterben” die Rede ist, so ist damit einfach nur das Ende des Leidens gemeint.
    • Ein Rest von Autonomie zeigt sich, wenn in diesem Zusammenhang von “Befehlfsverweigerung” gesprochen wird – eine späte, aber starke Kritik an dem, was das Elend erzeugt hat.
  • Ab 237 dann die Einbeziehung Gottes als einer höheren Ebene, auf die die Verantwortung übertragen wird, die beim Oberst nicht abgeladen werden konnte.
    • Er steht für Beckmann zugleich für eine bestimmte Auffassung von Gott, die es sich leicht macht.
  • Ab 250 wird Beckmann dann sehr deutlich, wenn er zwei Beispiele nennt, in denen von der Liebe Gottes zu den Menschen nichts zu merken war.
  • Ab 263 wird die Schwäche Gottes in einen Zusammenhang mit der Theologie gebracht. Hier bleibt offen, inwieweit das Stück auch Kritik übt an einer wissenschaftlichen Sicht auf den Glauben übt, die ihm möglicherweise seine Kraft raubt.
    • Hierzu müsste man Vergleiche anstellen mit früheren Zeiten, in denen der christliche Glaube noch nicht “angekränkelt” war – wie Kritiker der Theologie sagen würden – man denke etwa an den Umgang mit Erfahrungen des 30jährigen Krieges.
      Zum Beispiel: “Nun ruhen alle Wälder” von Paul Gerhardt. Dort gibt es noch den Glauben an eine jenseitige Welt – im Kontrast zum irdischen “Jammertal”.
    • Interessant, dass Gott Beckmann auch vorwirft, er sei zu “laut”, was der ablehnenden Haltung des Direktors entspricht.
  • Am Ende steht nur noch ironische Distanz gegenüber diesem Gott.

Druckdatei:
Mat567-sz5-6-Zeilen 219-297 bearbeitet mit Kommentar

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